Das Jugendstiltheater (Gesellschaftshaus) am Steinhof
Masterarbeit von Michèle Joerg-Ronceray - Ein besonderes Haus: Das Jugendstiltheater am Steinhof
Diese Arbeit entstand aus dem Wunsch, das Jugendstiltheater am Steiinhof als Ort intensiver künstlerischer Arbeit zu erforschen und ein möglichst vollständiges und detailliertes Bild von einem heute geschlossenen Theater zu erhalten, das Zeuge einer 100-jährigen Geschichte war.
Der Titel "Ein besonderes Haus" geht auf einen spontanen Ausruf des letzten Direktors des Jugendstiltheaters Gary Maurer während einer Befragung über die Tätigkeiten des Hauses zurück.
Ein herzliches Dankeschön an Michèle Joerg-Ronceray für die Übermittlung der Masterarbeit und die Freigabe zur Veröffentlichung auf unserer Website.
Einige Videoausschnitte von Aufführungen im Jugendstiltheater vor der Schließung
sirene Operntheater 2002 - Der Kommissar, eine Kriminaloper von Jury Everhartz.
sirene Operntheater 2004 - Das Krokodil - Oper von Jury Everhartz 2004
sirene Operntheater 2006 - Tagebuch der Anne Frank / Frid - Nina Plangg
sirene Operntheater 2008 - Prinz, Held und Füchsin. Eine opera buffa von Akos Banlaky und Kristine Tornquist.
Kunst und Kultur im Krankenhaus
Eine schöne Vorstellung: Einundsechzig Häuser und Villen, umgeben von einer schützenden Einfriedung und genährt von einer intakten Infrastruktur; eine ertragreiche Landwirtschaft mit Schweinen, Kühen und Geflügel, eine Fleischerei, eine Selcherei, eine Gärtnerei, eine Wäscherei, eine Großküche, ein Postamt, eine elektrische Zubringerbahn und eine eigene Müllverbrennungsanlage. Die Kirche und die Kegelbahn, die Tennisplätze, das Schwimmbad, den Park und die Bibliothek nicht zu vergessen. Eine eigene kleine Stadt also, am Rande einer Stadt gelegen, und doch kein Ghetto für seine Bewohner.
Respekt für psychisch Kranke zeigte man darüber hinaus, indem man bei der Einweihung von “Steinhof” im sogenannten Gesellschaftshaus auch ein Theater eröffnete. Kunst und Kultur hat für die Psychiatrie dieselbe Funktion, die sie auch für einen Kurort hat. Mit dem Jugendstiltheater - dem zehntgrößten Theaterraum Wiens - ist uns ein historisches Erbe überlassen, welches in weniger liberalen Zeiten - Anfang der 30er Jahre - eingestellt wurde und anschließend fast fünfzig Jahre lang weitgehend in Funktionslosigkeit verfiel. Zuvor gab es ein reges Kulturprogramm; ein Programmzettel aus dem Jahr 1927 verweist auf die 50. Musiktheatervorstellung. Auf den Programmzetteln ist sogar ein eigenes Anstaltsorchester zitiert.
Das ursprünglich als “Gesellschaftshaus” bezeichnete Mehrzweckgebäude umfaßt neben dem Theater-bzw. Festsaal mit 600 Sitzplätzen (rund 29 Meter lang, 16 Meter breit und fast 12 Meter hoch) mit einer kleinen Guckkastenbühne (8,6 Meter breit, 6 Meter tief) eine Galerie mit Logen, einen kleinen Saal, Foyers, Garderoben, ein Rettungszimmer, Buffets sowie die üblichen Nebenräume. Bei den Aufführungen finden bis zu 600 Zuschauer Platz.
Erst ab 1979, als die Psychiatrie neue Wege der Behandlung und Öffnung einschlug, wurde das Jugendstiltheater reaktiviert und renoviert. Unsere Definition für “offene Psychiatrie” lautet unter anderem dahingehend, dass sie sich für ein Engagement anderer Geschäftsgruppen der Stadt Wien öffnet.
Restaurierung 1995-1996
Instandsetzung der Stiegenanlage und der Vorfahrtsrampe.
Viel Informationen über das Jugendstiltheater (Gesellschaftshaus) ist der Diplomarbeit von Frau Christa Moritz (pdf-File 6,7 MB) aus dem Jahre 2002 zu entnehmen.
Neben Betrachtungen der Gesamtanlage und der Architektur; geht Frau Moritz ab S. 56 auf die Nutzung des ehemaligen Gesellschaftshauses als Bühne sowie ab S.62 auf die Vielfalt der Veranstaltungen im Jugendstiltheater ein.
Das Jugendstiltheater musste Ende 2009 schließen
Nach 30 Jahren muss das Jugendstiltheater im Wiener Otto-Wagner-Spital schließen. Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) will das Gebäude generalsanieren. Die Theaterbetreiber vermuten hingegen kommerzielle Interessen.
- Bericht ORF (22.11.2009)
- Bericht Vienna online (22.11.2009)
- Bericht Die Presse (23.11.2009)
Seit Ende 2009 ist nichts geschehen. Man könnte zu der Annahme kommen, dass man die Öffentlichkeit aus dem Otto-Wagner Areal vertreiben möchte, um die geplanten Vorgänge rund um den Arealverkauf zu verheimlichen.
Seit dem Artikel in der Kronenzeitung vom 20.5.2012 und vor den Recherchen der Presse für einen Artikel rund um das Jugendstiltheater ist nun doch einiges passiert; man hat die Baustelle gekehrt!
9.4.2012 28.5.2012 20.5.2012 28.5.2012